Die Familiengeschichte

Alle heute lebenden Quistorps haben ein gemeinsames Fundament an Familiengeschichte, das sich durch eine starke und bis heute prägende universitäre Ausrichtung im 17. und 18. Jahrhundert in Mecklenburg-Vorpommern auszeichnet. Der nachfolgenden kurzen Zusammenfassung folgen Links zu detaillierten Ausarbeitungen der einzelnen Phasen und Lebensläufe. Ergänzungen, Korrekturen oder Unterlagen sind ausdrücklich erwünscht an archiv@quistorp.de.

Die Anfänge unserer Familiengeschichte, soweit sie uns heute bekannt ist, beginnen mit einer Ostholsteiner Bauernfamilie, deren Vorfahren im 12. Jahrhundert im Zuge der großen Ostsied­lungsbewegung aus den altdeutschen Gebieten nach Ostholstein in der Nähe von Eutin kamen. Dort gibt es noch heute das Dorf Quisdorf, dessen Namen die Familie wahrscheinlich deshalb trägt, weil sie zumindest im 13. und 14. Jahrhundert die Locatoren dieser Siedlung stellte. Die Locatoren waren ursprünglich im 12. Jahrhundert die Ansiedlungs-Anführer einer Dorfgemeinschaft. Später ging die Bezeich­nung auf die vom Landesherren ernannten Sprecher einer freien Bauernschaft über. Die älteste vorhandene Dokumentation unseres Nach­namens stammt aus dem Jahre 1364. Unsere Vorfahren waren über Jahrhunderte freie Bauern, d. h. mit eigenem Grundeigentum und ohne direkte Abhän­gigkeit von einem Grundherrn. Durch Johannes Buggenhagens Wirken schlossen die Quistorps sich um 1535 dem evangelisch-lutherischen Glauben an.

Ein beruflicher und örtlicher Wechsel in der Reihe unserer Vorväter vollzog sich im 16. Jahrhundert. Da sein Bruder den elterlichen Hof erbte, erlernte Joachim Quistorp (1556-1604) – unser direkter Vorfahr – ein Handwerk, wir vermuten, die Weißgerberei, da er sie später als Beruf ausübte. Hierbei handelt es sich um ein Mineral­gerbverfahren, das besonders helles und feines Leder für beispielsweise Buchdeckel, Handschuhe oder Beutel ergab. Wahrscheinlich erst mit dieser Ausbildung – also wohl zwischen 1570 und 1580 – zog es ihn vom holsteinischen Dorf in die blühende Hansestadt Rostock. Rostock war zu dieser Zeit eine pulsierende Handels- und Universitätsstadt mit über­regionaler Aus­strahlungskraft; wohingegen Holstein unter Missernten aufgrund der sog. Kleinen Eiszeit litt. 1582 heiratete Joachim die in Rostock geborene Catharina Dumrath, eine Tochter aus einer eingesessenen städtischen Unternehmer­familie, ebenfalls eine Weißger­berei. Wir vermuten aufgrund ihrer familiären Herkunft, dass Catharina die treibende Kraft war, durch die sich unsere Familie – bis heute – im protestan­tischen Bildungsbürger­tum verwurzelte.

Ihrem Sohn Prof. Dr. Johannes Quistorp d. Älteren folgten Generationen von Universitätsprofessoren. Sie übernahmen unter anderem 33 Mal (!) das Rektorenamt (Hinzu kommen mind. 18 Mal durch nicht-namenstragende Vorfahren von uns, z.B. Schwiegerväter); die meisten von ihnen waren Theologen und Pastoren. Jene trugen spürbar dazu bei, dass man diese Zeit in der Theologie als „Rostocker Frühling“ bezeichnete. Unzählige ihrer Kinder und Kindeskinder besuchten die Universität, viele promovierten. Einige von ihnen seien im Folgenden kurz vorgestellt. In ihren Lebensläufen fällt durch die Generationen bei allen auf, dass das un­eigennützige Engagement für das Gemeinwesen ein wesentlicher Teil ihres Lebens war. Mehrfach ist dokumentiert, dass sie als privilegierte Oberschicht Verant­wortung für die Zivilgesellschaft übernahmen.

Johannes der Ältere (1584-1648) war der geistlich und geistig prägende Stammvater der Familie Quistorp. Er war Theologieprofessor und Prediger in Rostock, dominierende Kraft der Fakultät und elf Mal Rektor der Universität. Er wird zudem aus­nahmslos als beeindruckende Persön­lichkeit geschildert, die seiner Stadt in der schweren Zeit des Dreißig­jährigen Krieges vorbildliche Dienste leistete. Unter anderem bewahrte er die Stadt vor der Plünderei durch die Wallenstein‘schen Truppen.

Johannes der Jüngere (1624-1669) trat in die Fußstapfen seines Vaters. Auch er unterstand als Pastor der ehemaligen Kathedralskirche und als Universitätspro­fessor nicht der städtischen Gerichtsbarkeit. Er gilt als herausragender Rheto­riker und war theologisch sehr einflussreich, insbesondere bei der seinerzeit weit über Rostock hinaus­gehenden geistlichen Erneuerung der Kirchen der Reformation.

Johann Nikolaus (1651-1715) war Theologie­professor, vierzehn Mal Dekan der Theologischen Fakultät und sechs Mal Rektor der Universität. Gerühmt wurde auch seine Wortgewalt. Noch bis 1740 gab es jährliche Gedenkfeiern an ihn.

Für eine Generation unterbrochen wurde die Reihe der Theologen durch Lorenz Gottfried (1691-1743). Auch er studierte in Rostock – allerdings Jurisprudenz –, gründete als Kaufmann ein Handelsunter­nehmen und wurde später ins Rostocker Ratskollegium berufen. Sein Vetter Johann (1692-1761) war in Rostock Medizinprofessor, praktizierender Arzt und Apotheker.

Lorenz‘ beide älteren Söhne Johann Jakob (1717-1766) und Bernhard Friedrich (1718-1788) wurden wieder Theologieprofessoren und Pastoren. Ihr Vetter Johann Christian (1737-1795) wurde Juraprofessor (Er reformierte das Mecklenburger Strafrecht grundlegend). Alle drei waren im seiner­zeitigen Machtkampf zwischen Universität und mecklenburgischem Herzog involviert und zogen ganz unterschiedliche Konsequenzen: Johann Jakob blieb an der Uni in Rostock, Johann Christian ging mit dem Herzog nach Bützow und Bernhard Friedrich verließ Mecklenburg und ging nach Greifswald. Nach dem frühen Tod seines Bruders nahm Bernhard dessen beiden Söhne zu sich auf: Gottfried (1755-1835), den späteren Universitätsadjunkt und Zeichen­lehrer von u.a. Caspar David Friedrich, und Johann (1758-1834), den späteren Medizinprofes­sor und Schwiegervater von Ernst Moritz Arndt. Bernhards eigener Sohn Johann (1752-1825) wurde zwar noch Doktor der Theologie, entschied sich dann aber gegen die Übernahme eines universitären oder kirchlichen Amtes. Vom frischen Geiste Friedrich d. Großen erfüllt und verliebt in eine Gutsbesitzertochter, kaufte er sich vom Geld seiner Mutter Catharina Qu., geb. Wiencke, das Rittergut Vorwerk, ein Lehngut bei Lassan, und wurde Gutsbesitzer. Zwei von unseren Vorfahren wurden geadelt: Johann (1752-1825) und Johann Christian (1737-1795).

Zu Johann Jakobs Nachkommen gehörten im 19. Jahrhundert drei bekannte Brüder: der noch heute in Stettin hoch geschätzte Wohltäter der Stadt und Großunternehmer Johannes (1822-1899); der die Ducherower Sozialeinrichtungen schaffende und sie leitende Pastor Wilhelm (1824-1887); und der Großunternehmer und Gründer von Berlin-Westend Heinrich (1836-1902), dessen Nachkommen heute in Argentinien leben.

Bernhard Friedrichs Nachkommen waren Rittergutsbesitzer in Vorpommern (mit einem für Adlige hohen Anteil von Akademikern) auf den Gütern Crenzow und Bauer (südöstlich von Greifswald). Seine Enkel zeichneten sich zudem durch einen leidenschaftlichen Kampf gegen Napoleon aus; am bekanntesten wurden die Schill’schen Offiziere Ernst (1784-1831) und August (1786-1849).

Über die folgenden Links können zum einen über die eben skizzierten Phasen detaillierte Berichte geöffnet werden und zum anderen die anschließende Entwicklung in den Familienzweigen nachgelesen werden.

Die Familiengeschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts lässt sich am besten in den einzelnen Familienzweigen darstellen.

  • Der Stettiner Familienzweig mit Johannes und Martin Quistorp
    Die beiden Unternehmer besaßen größere Fabriken und werden aufgrund ihres stark ausgeprägten sozialen Engagements noch heute als Wohltäter Stettins gewürdigt. Mit Martin endete der namenstragende Teil dieses Familienzweigs bereits in der zweiten Generation.
  • Der Ducherower Familienzweig mit Wilhelm Quistorp
    Pastor Wilhelm Q. gründete die Ducherower Einrichtungen, seine Nachkommen blieben den kirchlichen und padagögischen Ämtern bis heute verschrieben.
  • Der Argentinische Familienzweig mit Heinrich Quistorp
    Heinrich erlebte als Unternehmer in der Gründerzeit sowohl einen imponierenden rasanten Aufstieg als auch leider einen ebenso schnellen Abstieg. Ihm gehörte die Quistorp-Bank, die u.a. die Schering AG an die Börse brachte. Seine Nachkommen leben heute alle in Argentinien.
  • Der Mittlere Familienast in der Zeit Napoleons
    In diesem Aufsatz wird der leidenschaftliche Kampf einer Generation gegen die Napoleonischen Truppen beschrieben. Eine sehr detaillierte und militärische Darstellung dieser Familienmitglieder hat 1903 der General Barthold v. Quistorp mit dem Titel „Geschichte der Familie Quistorp – Mittlere Hauptlinie seit 1718“ erstellt.
  • Der Crenzower Familienzweig mit Wernher v. Quistorp
    Wernher und Marie v. Quistorp und ihre sechs Kinder werden in diesem Aufsatz portaitiert. Dabei wird ihr Leben im Zusammenhang mit der umbruchreichen Zeitgeschichte von 1856 bis 1945 dargestellt.
  • Der Bauersche Familienzweig mit Ulrich v. Quistorp
    Ulrich war bis zum 40. Lebensjahr Soldat, wurde dann Rittergutsbesitzer und heiratete. Kurz danach starb er. Sein Sohn Hans-Ulrich durchlebte die schwierigen Zeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wurde 1945 enteignet und starb 1946 in einem sowjetischen KZ. Er hinterließ eine Witwe, mit der er sieben Kinder bekommen hatte.
  • Die Rittergüter der Familie
  • In Stalins NKWD Lagern

Auflistung von Einzellebensläufen

Zusätzlich zur oben dargestellten Gesamtübersicht über die verschiedenen Abschnitte der Familiengeschichte haben wir viele Einzellebensläufe erstellt, die über die nachfolgenden Links aufgerufen werden können. Obendrein enthält inzwischen auch Wikipedia sehr lesenswerte Einträge zur Familie.